Stefan Querl, geboren im Sommer 1974 in der Stadt Duisburg und aufgewachsen in Meiderich, in den Kreisen Wesel und Kleve nahe der deutsch-niederländischen Grenze: In der Stadt Kalkar und in Dinslaken. Jetzt Zuhause in Münster und am Niederrhein. Er ist seit dem 1. Februar 2023 der Leiter des Geschichtsortes Villa ten Hompel, der Forschungs- und Erinnerungsstätte der Stadt Münster. Seit dem Herbst 2018 bringt Stefan Querl sich ehrenamtlich ein als Vize-Sprecher der Regionalarbeitsgruppen aus allen Bundesländern (hinter RAG-Sprecher Andreas Dickerboom, Potsdam) und als Mitglied des Geschäftsführenden Bundesvorstands in dem Netzwerk „Gegen Vergessen Für Demokratie“. Es steht unter Ehrenvorsitz von Bundespräsident a.D. Dr. h.c. Joachim Gauck in Berlin. Amtierender Bundesvorsitzender ist Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Andreas Voßkuhle, Präsident des Bundesverfassungsgerichtes in Karlsruhe a.D.; sein Vorgänger ist der Zeithistoriker Prof. Dr. Bernd Faulenbach, Emeritus der Ruhr-Universität in Bochum. Parteiübergreifend versteht sich die Vereinigung als eine NGO für aktive Erinnerungskultur und gegen Extremismen. Sie hat im Bendler-Block in Berlin ihre Geschäftsstelle.
Für die Regionalarbeitsgruppe Münsterland von „Gegen Vergessen Für Demokratie“ engagiert sich Stefan Querl mit Ursula Brenken und Horst Wiechers. Für den Arbeitskreis der nordrhein-westfälischen NS-Gedenkstätten und Erinnerungsorte ist er als Vorstandsmitglied aktiv: Er wurde 2020 gewählt und im Juni 2022 als Beisitzer bestätigt. Im März 2022 wurde er in den wiss. Beirat des Zusammenschlusses der Zweitzeugen gewählt. Vormals hieß dieser Verein Heimatsucher.
Im Auftrag des Oberbürgermeisters Markus Lewe wirkt Stefan Querl seit dem 9. November 2020 als Ansprechpartner der Stadtverwaltung gegen Antisemitismus in Münster. Sein Vertreter in diesem Amt ist Peter Römer, der ebenfalls als wissenschaftlich-pädagogischer Mitarbeiter in der Villa ten Hompel tätig ist und für diese Ziele eintritt mit MOBIM. Erreichbar sind alle direkt am Geschichtsort.
Stefan Querls Sozialisation fand in einem evangelischen Pfarrhaus am Niederrhein und im Ruhrgebiet statt, und das mit reformierter Prägung der Pastorenfamilie. In der Region war er während seiner Schulzeit am Theodor-Heuss-Gymnasium Dinslaken und im Studium an der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster für die Neue Rhein-/Neue Ruhr-Zeitung (NRZ), für die Kirchenzeitung „Der Weg“ und für den Evangelischen Pressedienst (epd West) wortjournalistisch tätig. Beim Hörfunk Radio K.W. in Moers übte er das Moderieren und trat dem Deutschen Journalisten-Verband Nordrhein-Westfalen bei.
Seit 2002 bis zum Wechsel in die Villa ten Hompel war er als Redakteur beschäftigt an der Journalistenschule Ruhr in der Mediengruppe der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung in Essen (WAZ, heutige Funke-Mediengruppe). Als Referent im Projekt „ZEUS – Zeitung und Schule“ war er zuständig für Medienpädagogik und für die Online-Redaktion. Als Schülersprecher (SV) lernte er in Essen das Bildungswerk der Humanistischen Union NRW kennen. Er reiste 1988/89 erstmals als Presservertreter mit Hans-Jürgen Wischnewski und einer Delegation der ‚Falken‘ in die Gedenkstätte Auschwitz. Als in der Nacht zum 3. Oktober 1991 in Hünxe eine Unterkunft für Geflüchtete durch einen Brandsatz in Flammen aufging, teilte er das Entsetzen und die Ratlosigkeit über den rechtsextremen Anschlag, bei dem ein Kind schwerste Gesichts-Verletzungen erlitt, mit den Bewohnern des Ortes, der Politik, den Kirchen, Gewerkschaften und Flüchtlings-Hilfs-Initiativen und den Schulen in Dinslaken, Voerde und Hünxe. Als junger Schüler-Reporter des Bremer Jugendmagazins „KLICK – die Zeitschrift für Durchblick“ (ein Printprojekt ähnlich zu den Logo-Nachrichten im ZDF) bestürmte er die Staatsanwaltschaft und die Polizei mit kritischen Fragen in den Pressekonferenzen zu den Ermittlungen. Er kam mit professionellen Journalistinnen und Journalisten ins Gespräch, um von ihnen zu lernen. Aus den ersten Reibereien mit der Pressestelle der Kreispolizei Wesel erwuchs ein intensiver berufsethischer Dialog mit den dortigen Beamten und eine Freundschaft, die Widersprüche wie auch Lob zuließ im Dienstalltag.
Schließlich wurden drei junge Männer festgenommen, die als Täter vor Gericht später ihre Strafurteile für den Anschlag von Hünxe 1991 erhielten. Einer nahm sich angesichts der Hafterfahrung das Leben.
Stefan Querl ist u.a. Mitglied der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit in Münster, im Förderverein des Frankfurter Fritz Bauer Instituts sowie der Villa ten Hompel und bei „Reporter ohne Grenzen“ in Berlin, in der Kriegsgräberfürsorge, der Arbeiterwohlfahrt und im deutschen Freundeskreis der Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem. Über den wissenschaftlichen Beirat begleitet er das Projekt „Lernort Kislau“ zwischen Karlsruhe und Heidelberg. Er leitet ehrenamtlich das katholische Maximilian-Kolbe-Werk in Freiburg im Breisgau mit, eine Hilfsorganisation für Überlebende aus KZ, Ghettos und Gefängnissen des NS-Regimes. Für den Allgemeinen Deutschen Fahrradclub (ADFC) Münsterland bietet er Geschichts-Radtouren an. Zudem jährlich Projekte in der queeren Akademie Waldschlösschen in Gleichen nahe der Universitätsstadt Göttingen, in der er ein Jahr seiner Jugend- und Schulzeit verbrachte (zu Beginn der 90er Jahre).
Er unterstützt verschiedene Städte- und Erinnerungs-Patenschaften, u.a. die der Bezirksregierung Münster zu den NS-Verfolgten-Biographien, und die Aktion Sühnezeichen Friedensdienste, die Vorstandsaktiven des Fördervereins Jüdischer Friedhof Münster und die Bremische Landeskirche, mit er er einst eine Gedenkstättenfahrt plante, Pax Christi, die Gesellschaft für Evangelische Theologie (get) und den Reformierten Bund. Er war bis 2001 Presbyter sowie Synodaler im Kirchenkreis Dinslaken und 15 Jahre Mitglied des Jugend- und des Personalausschusses in der evangelischen Heimatgemeinde Hiesfeld. Aktuell gehört er der Evangelischen Apostelgemeinde in Münster an und spendet für NS-Gedenkstätten in Nordrhein-Westfalen (über deren eigene Träger- oder Fördervereine).
Aus Protest angesichts der kriegsverherrlichenden Benennung seiner Wohnstraße in Westfalen nach einer Schlacht des Ersten Weltkrieges fördert er in Kiel das Mahnmal Kilian, aus Freude am interreligiösen Dialog und der Ökumene das Museum RELíGIO Telgte und in Köln 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland als eine Initiative in 2021.
Er schätzt Schweden, interessiert sich sehr für Mittel- und Osteuropa, Russland, Belarus, den Nahen Osten, für schwullesbische Geschichte und für das KCM. Er ist Mitglied im Kanuverein Paddel Sport Münster an der Werse und spielt begeistert, aber zumeist wenig erfolgreich Doppelkopf. Lieblingsplatz auf Erden ist die Nordseeinsel Langeoog.